Geschichte & Geschichten

Die Schwarzreiter

Während der Gegenreformation entsandte ein Salzburger Erzbischof ein großes berittenes Soldatenheer, um die Gosauer Bevölkerung mit Gewalt zur Abkehr vom ketzerischen Glauben zu bringen. Vor dieser drohenden Gefahr wurden die Gosauer Protestanten jedoch gewarnt.
Sie flüchteten bei Schnee und Eis über den zugefrorenen Vorderen Gosausee um im Talschluss Schutz zu finden. Die schwarzen Reiter folgten ihnen auf die Eisdecke. 

Dem Ansturm der schwarzen Verfolger aber nicht standhaltend brach das Eis und der See verschlang die Reiter mitsamt den Rössern. Seit diesem Zeitpunkt schwimmen im Gosausee kleine Fische mit schwarzem Rücken, die „Schwarzreiter“.

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Die Sage vom Dachsteinkönig

Dort, wo heute die Dachsteingletscher im Sonnenlichte erglänzen, lagen vor langer, langer Zeit ausgedehnte Almgründe, auf denen das Vieh ganz besonders wohlschmeckende und nahrhafte Gräser und Kräuter zu weiden fand. Kein Wunder, dass die Sennerinnen in den Almhütten Milch, Butter und Käse in Überfluss hatten, übermütig wurden und all den Reichtum zu verschwenden begannen.

Mit altgewordenen Käselaiben legten sie ein Pflaster von der größten Hütte bis zum Brunnentrog hinunter. Die Fugen in der Balkenwand verstopften sie mit Speckseiten; und mit der köstlichen Butter fetteten sie ihre Schuhe ein! Die Milch schütteten sie in Bottiche und badeten darin. Ja, so trieben es diese leichtfertigen Mädchen auf den Dachsteinalmen! Kam aber ein müder Wanderer oder ein armer Bettelmann daher, dann verwandelte sich ihre sündhafte Verschwenderei sogleich in schlimmsten Geiz. Mit groben Schimpfworten jagten sie jeden, der Rast und Stärkung auf der Alm suchte, von der Tür. Und ging er nicht schnell genug davon, so wurden ihm die zwei bissigen Hüttenhunde nachgehetzt! Nun kam eines Tages wieder einmal ein hungriger Gast zu den Sennerinnen hinauf, ein alter, eisgrauer Mann, dem man die Erschöpfung nach dem weiten, steilen Aufstieg wohl anmerkte. Er wankte der Hausbank zu und bat bescheiden um einen Trunk Milch und ein Stück Brot. Aber die mitleidlosen Mägde kannten kein Erbarmen! Sie schrien ihn an und wiesen ihn mit harten Worten von der Hütte.

Doch siehe da: vor den entsetzten Blicken der Sennerinnen wuchs der Alte plötzlich ins Riesenhafte und rief mit donnernder Stimme:

„Dem Dachsteinkönig habt ihr Rast verwehrt –
so sei euch künftig Hab und Gut zerstört!
Der Schnee bedecke euch und Alm und Herden
und nie mehr soll’s hier oben aper werden!“

Als des Dachsteinkönigs mächtige Gestalt entschwunden war, zogen im Nu von allen Seiten dunkle Wolken über den Himmel und es begann zu schneien – zu schneien schier ohne Ende!
Die nachfolgende Kälte ließ die dicke Schneeschichte erstarren; und damit war alles Leben unter ewigem Eis begraben.

Nur eines der Mädchen, das in Todesangst beim Beginn des Schneetreibens aus der Almhütte entflohen war, erreichte das Tal und erzählte in Gosau von der schrecklichen Rache des Dachsteinkönigs.

An besonders heißen Sommertagen fließt heute noch mittags ein milchweißer Bach vom Eisfeld hinab über Fels und Gerolle in die Gosauseen. Dann sagen die Leute: „Bei der Hitz heut baden s‘ wieder, die verwünschten Sennerinnen!“

Du fragst, ob sie denn für immer in ihren unterirdischen Kammern bleiben müssen?
Ja weißt du: im Volk lebt der Glaube, dass sie von des Dachsteinkönigs Fluch befreit werden könnten! Es müsste nur ein junger Bursche, der noch nie gelogen hat, mit einem schwarzen Stier, einem schwarzen Hund und einem schwarzen Hahn den Gletscher besteigen. Und würde oben der Stier dreimal brüllen, der Hund dreimal bellen und der Hahn dreimal krähen, dann wären die Sennerinnen erlöst. Aber ob dies alles je einmal zutreffen wird?

Quelle: Sagenschatz aus dem Salzkammergut, Iolanthe Hasslwander, Steyr 1981

Energie aus dem Wasser

Nur die wenigsten Besucher des Gosausees wissen, dass der Gosausee um etwa 12 m für eine bessere Wassernutzung und zur effektiveren Energiegewinnung aufgestaut wurde. So wurde 1913 von der Energie AG das Kraftwerk Gosau errichtet, das sein Triebwasser direkt aus dem Vorderen Gosausee bezieht, der auch als Speichersee genutzt wird. Mit diesem Wasser werden jährlich ca. 2200 Haushalte mit sauberem Strom versorgt.